Das Rosenberg Model

Der Begriff “Gewaltfreie Kommunikation” (GFK) wurde von Dr. Marshall B. Rosenberg geprägt, als er vor circa 35 Jahren seine ersten Seminare mit TeilnehmerInnen aus der Bürgerrechts- und Friedensbewegung in den USA durchführte. Oft werden auch die Begriffe “Wertschätzende Kommunikation”, “Einfühlsame Kommunikation” verwendet. Wir haben uns für die “Wertschätzende Kommunikation” entschieden, da wir der Meinung sind, dass diese Bezeichnung am Besten wieder gibt, worum es in der GFK geht.

Was ist Wertschätzende Kommunikation?
Die Wertschätzende Kommunikation (WSK) ist ein Modell, das aufzeigt, wie Kommunikation auch in schwierigen Situationen gelingen kann. Getragen wird dieses Modell von einer inneren Haltung und Kommunikationsfertigkeiten, die es uns ermöglichen, mit uns selbst und mit anderen wertschätzend und mitfühlend umzugehen.
Die Wertschätzende Kommunikation ist ein Weg, wie wir ohne Vorwürfe, Kritik oder Urteile klar und wertschätzend ausdrücken können, wie es uns geht und was wir brauchen.
Gleichzeitig ist sie eine Hilfestellung, wie wir unser Gegenüber verstehen können, ohne dass wir mit seinen Handlungen einverstanden sein müssen. Wir hören, welche Bedürfnisse hinter den Aussagen verborgen sind, auch wenn diese möglicherweise als Vorwürfe und Urteile geäußert werden. Das hilft uns ihnen wertschätzend zu begegnen.
Gelingt es in einem Konflikt, eine einfühlsame und respektvolle Verbindung aufzubauen, können Bedingungen geschaffen werden, die den Bedürfnisse aller gerecht werden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine tragfähige und zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten.

Auf welchen Grundannahmen baut die Wertschätzende Kommunikation auf?
Die Wertschätzende Kommunikation geht davon aus, dass wir alle dieselben grundlegenden menschlichen Bedürfnisse haben und dass alles, was Menschen tun, ein Versuch ist, diese Bedürfnisse zu erfüllen.
Menschen bereitet es von Natur aus Freude, zum Wohlergehen anderer beizutragen, sofern sie es freiwillig tun können und darauf vertrauen können, dass sie mit ihren Anliegen gesehen und gehört werden.
Die Fähigkeiten der Wertschätzenden Kommunikation werden Sie dabei unterstützen, Schuldgefühle, Scham, Angst und Depression aufzulösen; Ärger und Frustration umzuwandeln in den Aufbau von Partnerschaften und Kooperationen, Lösungen zu finden, die auf gegenseitiger Rücksichtnahme, Respekt und Konsens basieren, Bedürfnisse so zu erfüllen, dass sie das Leben bereichern, sei es im persönlichen Leben, in der Familie, der Arbeit, der Schule oder in der Gesellschaft.

Wie ist die Wertschätzende Kommunikation entstanden?
Marshall B. Rosenberg, der Begründer der Wertschätzenden Kommunikation, hat in den 40er Jahren in den USA Rassenunruhen miterlebt und Gewalt am eigenen Leib erfahren. Gleichzeitig kannte er Menschen, die sich unter schwierigsten Bedingungen ihr Einfühlungsvermögen bewahrt haben (z.B. im deutschen Konzentrationslager). Da er davon ausging, dass einfühlsames Geben und Nehmen unserem natürlichen Wesen entspricht, stellte er sich die Frage, warum wir so viel Gewalt und Leiden in unser Leben und in das der Menschen, die wir lieben, bringen? Bei seinen Untersuchungen stieß er auf die entscheidende Rolle der Sprache und er entwickelte den Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation.
Inzwischen wird die Wertschätzende Kommunikation weltweit erfolgreich eingesetzt. Rosenberg rief Programme zur Förderung des Friedens in Kriegsgebieten auf, um Konflikte zu lösen und Beziehungen zu verbessern.

Die vier Schritte der GfK sind Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte
Beobachtung bedeutet, eine konkrete Handlung (oder Unterlassung) zu beschreiben, ohne sie mit einer Bewertung oder Interpretation zu vermischen. Es geht hierbei darum, nicht zu bewerten, sondern die Bewertung von der Beobachtung zu trennen, so dass das Gegenüber Bescheid weiß, worauf man sich bezieht.
Die Beobachtung löst ein Gefühl aus, das im Körper wahrnehmbar ist und mit mehreren oder einem Bedürfnis in Verbindung steht. Damit sind allgemeine Qualitäten gemeint, die vermutlich jeder Mensch in seinem Leben braucht, wie zum Beispiel Sicherheit, Verständnis, Kontakt oder Sinnhaftigkeit. Gefühle sind laut GfK Ausdruck dessen, ob ein Bedürfnis gerade erfüllt ist oder nicht, eine Art Indikator. Für den einfühlsamen Kontakt sind Bedürfnisse sehr wichtig, da sie den Weg zu einer kreativen Lösung weisen, die für alle Beteiligten passt.
Aus dem Bedürfnis geht schließlich eine Bitte um eine konkrete Handlung im Hier und Jetzt hervor. Um sie möglichst erfüllbar zu machen, lassen sich Bitten und Wünsche unterscheiden: Bitten beziehen sich auf Handlungen im Jetzt, Wünsche dagegen sind vager, beziehen sich auf Zustände („sei respektvoll“) oder auf Ereignisse in der Zukunft. Erstere sind leichter zu erfüllen, haben deshalb auch mehr Chancen auf Erfolg. Rosenberg schlägt außerdem vor, Bitten in einer „positiven Handlungssprache“ zu formulieren – sprich, zu sagen, was man will, statt was man nicht will. Man kann unterscheiden zwischen einer Handlungsbitte (beispielsweise darum, die Geschirrspülmaschine auszuräumen) und einer Beziehungsbitte (beispielsweise um eine Beschreibung der eigenen Empfindungen).

Rosenberg fasst die Schritte der GfK in folgendem Satz zusammen:

„Wenn ich a sehe, dann fühle ich b, weil ich c brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“

Quelle: Wikipedia