Geschichten

Geschichten regen zum Nachdenken an und machen oft auf eindrücklicher Weise klar, was sonst oft abstrakt bleibt. Wir würden uns freuen, wenn die hier zusammen getragenen Geschichten auch auf Sie Eindruck (im wörtlichen Sinn) machen.

Um die Geschichten lesen zu können, klicken Sie bitte auf die jeweilige Überschrift. Ein erneutes klicken auf die Überschrift schließt die Information wieder.

  1. Die Geschichte vom Wasserglas

    Eine Psychologin schritt während eines Stress-Management Seminars durch den Zuschauerraum. Als sie ein Wasserglas hoch hielt, erwarteten die Zuhörer die typische Frage: „Ist dieses Glas halb leer oder halb voll?“ Statt dessen fragte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht: „Wie schwer ist dieses Glas?“ Die Antworten pendelten sich zwischen 200g bis 500g ein.
    Die Psychologin antwortete: „Das absolute Gewicht spielt keine Rolle. Es hängt davon ab, wie lange ich es halten muss. Halte ich es für eine Minute, ist es kein Problem. Wenn ich es für eine Stunde halten muss, werde ich Schmerzen im Arm verspüren. Muss ich es für einen ganzen Tag halten, wäre mein Arm taub und paralysiert. Das Gewicht des Glases ändert sich nicht, aber umso länger ich es halte, desto schwerer wird es.“ Sie fuhr fort: „Stress und Sorgen im Leben sind wie dieses Glas mit Wasser. Denke über sie eine kurze Zeit nach und sie hinterlassen keine Spuren. Denke über sie etwas länger nach und sie werden anfangen dich zu verletzen. Wenn du über deine Sorgen den ganzen Tag nachdenkst, wirst du dich irgendwann wie paralysiert fühlen und nicht mehr in der Lage sein, irgendetwas zu tun.“ (Verfasser: mir unbekannt)
  2. Das Perfekte Herz

    Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte noch lauter über sein schönes Herz.

    Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: "Nun, Dein Herz ist nicht mal annähernd so schön wie meines !" Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig und es gab einige ausgefranste Ecken ... genau gesagt ... an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten den alten Mann an: Wie kann er behaupten das sein Herz schöner sei ?

    Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: "Du musst scherzen", sagt er, "Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und Deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen." "Ja", sagte der alte Mann, "Deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit Dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze. Denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten.

    Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der Andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal ein Risiko einzugehen. Ach wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diesen Menschen empfinde. Ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst Du jetzt, was wahre Schönheit ist ?"

    Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten Herz und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Dieser nahm das Angebot an und setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten Herzens und füllte damit die Wunde in des jungen Mannes Herz. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte.

    Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in seinem Herzen fließen. Sie umarmten sich und gingen weg. Seite an Seite. (Fairy (Ines Puls))

    Narben auf dem Körper bedeuten, dass man gelebt hat ....
    Narben auf der Seele bedeuten, dass man geliebt hat ....

    M i t.....a n d e r e n.....W o r t e n:
    "Viele Menschen scheitern an der Liebe, weil ihre Angst sich dem anderen zu öffnen größer ist, als die Sehnsucht nach Nähe und Vertrauen und die schlechten Erfahrungen stärker sind, als die besten Hoffnungen." (der Urheber ist leider auch unbekannt)

  3. Der angekettete Elefant

    »Ich kann nicht«, sagte ich. »Ich kann es einfach nicht.«
    »Bist du sicher?« fragte er mich.
    »Ja, nichts täte ich lieber, als mich vor sie hinzustellen und ihr zu sagen, was ich fühle … Aber ich weiß, dass ich es nicht kann.«
    Der Dicke setzte sich im Schneidersitz in einen dieser fürchterlichen blauen Polstersessel in seinem Sprechzimmer. Er lächelte, sah mir in die Augen, senkte die Stimme wie immer, wenn er wollte, dass man ihm aufmerksam zuhörte, und sagte:
    »Komm, ich erzähl dir eine Geschichte.«
    Und ohne ein Zeichen meiner Zustimmung abzuwarten, begann er zu erzählen.

    Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte das riesige Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Größe und seine Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuß an einen kleinen Pflock angekettet. Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich ganz außer Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum mitsamt der Wurzel auszureißen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock befreien und fliehen konnte.
    Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute.
    Was hält ihn zurück?
    Warum macht er sich nicht auf und davon?
    Als Sechs- oder Siebenjähriger vertraute ich noch auf die Weisheit der Erwachsenen. Also fragte ich einen Lehrer, einen Vater oder Onkel nach dem Rätsel des Elefanten. Einer von ihnen erklärte mir, der Elefant mache sich nicht aus dem Staub, weil er dressiert sei.
    Meine nächste Frage lag auf der Hand: »Und wenn er dressiert ist, warum muss er dann noch angekettet werden?«
    Ich erinnere mich nicht, je eine schlüssige Antwort darauf bekommen zu haben. Mit der Zeit vergaß ich das Rätsel um den angeketteten Elefanten und erinnerte mich nur dann wieder daran, wenn ich auf andere Menschen traf, die sich dieselbe Frage irgendwann auch schon einmal gestellt hatten.
    Vor einigen Jahren fand ich heraus, dass zu meinem Glück doch schon jemand weise genug gewesen war, die Antwort auf die Frage zu finden:
    Der Zirkuselefant flieht nicht, weil er schon seit frühester Kindheit an einen solchen Pflock gekettet ist.
    Ich schloss die Augen und stellte mir den wehrlosen neugeborenen Elefanten am Pflock vor. Ich war mir sicher, dass er in diesem Moment schubst, zieht und schwitzt und sich zu befreien versucht. Und trotz aller Anstrengung gelingt es ihm nicht, weil dieser Pflock zu fest in der Erde steckt.
    Ich stellte mir vor, dass er erschöpft einschläft und es am nächsten Tag gleich wieder probiert, und am nächsten Tag wieder, und am nächsten … Bis eines Tages, eines für seine Zukunft verhängnisvollen Tages, das Tier seine Ohnmacht akzeptiert und sich in sein Schicksal fügt.
    Dieser riesige, mächtige Elefant, den wir aus dem Zirkus kennen, flieht nicht, weil der Ärmste glaubt, dass er es nicht kann.

    Allzu tief hat sich die Erinnerung daran, wie ohnmächtig er sich kurz nach seiner Geburt gefühlt hat, in sein Gedächtnis eingebrannt.
    Und das Schlimme dabei ist, dass er diese Erinnerung nie wieder ernsthaft hinterfragt hat.
    Nie wieder hat er versucht, seine Kraft auf die Probe zu stellen.

    »So ist es, Demian. Uns allen geht es ein bisschen so wie diesem Zirkuselefanten: Wir bewegen uns in der Welt, als wären wir an Hunderte von Pflöcken gekettet.
    Wir glauben, einen ganzen Haufen Dinge nicht zu können, bloß weil wir sie ein einziges Mal, vor sehr langer Zeit, damals, als wir noch klein waren, ausprobiert haben und gescheitert sind.
    Wir haben uns genauso verhalten wie der Elefant, und auch in unser Gedächtnis hat sich die Botschaft eingebrannt: Ich kann das nicht, und ich werde es niemals können.
    Mit dieser Botschaft, der Botschaft, dass wir machtlos sind, sind wir groß geworden, und seitdem haben wir niemals mehr versucht, uns von unserem Pflock loszureißen.
    Manchmal, wenn wir die Fußfesseln wieder spüren und mit den Ketten klirren, gerät uns der Pflock in den Blick, und wir denken: Ich kann nicht, und werde es niemals können.«

    Jorge machte eine lange Pause. Dann rückte er ein Stück heran, setzte sich mir gegenüber auf den Boden und sprach weiter:
    »Genau dasselbe hast auch du erlebt, Demian. Dein Leben ist von der Erinnerung an einen Demian geprägt, den es gar nicht mehr gibt und der nicht konnte.
    Der einzige Weg herauszufinden, ob du etwas kannst oder nicht, ist, es auszuprobieren, und zwar mit vollem Einsatz. Aus ganzem Herzen!« (Jorge Bucay)

  4. Selbstliebe (Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag 17.April 1959)

    Als ich mich selbst zu lieben begann, erkannte ich, dass Seelenschmerz und emotionales Leiden nur Warnzeichen sind dafür, dass ich entgegen meiner eigenen Wahrheit lebe. Heute weiß ich, das ist "AUTHENTISCH SEIN".

    Als ich mich selbst zu lieben begann, verstand ich, wie sehr es jemanden beeinträchtigen kann, wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzuzwingen, auch wenn ich eigentlich weiß, dass der Zeitpunkt nicht stimmt und dieser Mensch nicht dazu bereit ist - und das gilt auch, wenn dieser Mensch ich selber bin. Heute nenne ich das "RESPEKT".

    Als ich mich selbst zu lieben begann, hörte ich auf, mich nach einem anderen Leben zu sehnen, und ich konnte sehen, dass alles, was mich umgibt, mich einlädt zu wachsen. Heute nenne ich dies "REIFE".

    Als ich mich selbst zu lieben begann, verstand ich, dass ich mich in allen Umständen stets zur rechten Zeit am richtigen Ort befinde und alles genau zum richtigen Zeitpunkt geschieht. Von da konnte ich gelassen sein. Heute nenne ich dies "SELBST-VERTRAUEN".

    Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich es sein lassen, mir meine eigene Zeit zu stehlen, und ich hörte auf, große Zukunftsprojekte zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Freude bereitet und mich glücklich macht, Dinge, die ich gerne tue und die mein Herz zum Lachen bringen - und ich tue sie auf meine Weise und in meinem Rhythmus. Heute nenne ich das "EINFACHHEIT".

    Als ich mich selbst zu lieben begann, befreite ich mich von allem, was nicht gesund ist für mich - Nahrung, Menschen, Dinge, Situationen - und von allem, was mich herunterzieht und mich von mir wegzieht. Erst nannte ich diese Haltung einen "GESUNDEN EGOISMUS". Heute weiß ich, das ist "SELBSTLIEBE".

    Als ich mich selbst zu lieben begann, ließ ich es sein, immer Recht haben zu wollen, und seitdem habe ich mich viel weniger geirrt. Heute habe ich entdeckt, das ist MÄSSIGUNG (wahre BESCHEIDENHEIT).

    Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiterhin in der Vergangenheit zu leben und mich um die Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur für diesen Augenblick, wo ALLES stattfindet. Heute lebe ich jeden Tag einfach nur Tag für Tag, und ich nenne es ERFÜLLUNG.

    Als ich mich selbst zu lieben begann, erkannte ich, dass mein Denken mich verstören, unruhig und krank machen kann. Doch als ich es mit meinem Herzen verbunden hatte, wurde mein Verstand ein wertvoller Verbündeter. Diese Verbindung nenne ich heute WEISHEIT DES HERZENS.

    Wir brauchen uns nicht länger fürchten vor Argumenten, Konfrontationen oder vor jeglicher Art von Problemen mit uns selbst oder mit anderen. Selbst Sterne stoßen zusammen, und aus ihrem Zusammenprall werden neue Welten geboren. Heute weiss ich, das ist "Leben"!

  5. Die Geschichte vom Seestern

    Es war einmal ein Mann, der immer an den Strand ging um zu schreiben. Eine seiner Angewohnheiten war es, den Strand entlang zu spazieren, bevor er mit seiner Arbeit begann.
    Eines Tages als er den Strand entlang spazierte, sah er eine Person. Es sah aus als würde diese Person tanzen. Der Mann begann zu lächeln, als er sich vorstellte, dass jemand am Strand tanzt. Deshalb begann er schneller zu laufen, um zu dieser Person aufzuschließen.
    Als er näher kam, stellte er fest, dass es sich bei der Person um einen Jungen handelte. Und was dieser tat war kein Tanzen. Der Junge bückte sich, hob kleine Objekte auf und warf sie in den Ozean. Der Mann ging näher heran und sagte: „Guten Morgen! Darf ich fragen was du da tust?“
    Der Junge machte eine kurze Pause, schaute den Mann an und antwortete: „Ich werfe Seesterne in den Ozean.“ „Warum wirfst du Seesterne in den Ozean?“, fragte der Mann ein wenig erstaunt.
    Daraufhin antwortete der Junge: „Die Sonne scheint und die Ebbe setzt ein. Wenn ich sie nicht wieder ins Meer werfe, werden sie sterben.“ Nachdem er diese Aussage gehört hatte, meinte der Mann: „Aber, junger Mann, hast du nicht bemerkt, dass es so viele Meilen Strand gibt und die Seesterne sind überall an den Stränden? Was macht es für einen Unterschied, ob es ein paar mehr sind oder nicht?“
    Daraufhin bückte sich der Junge, hob wieder einen Seestern auf und warf diesen in den Ozean. In dem Moment, in dem der Seestern ins Wasser fiel, sagte der junge Mann: „Es macht einen Unterschied, wenn auch nur für diesen einen.“
  6. Worte sind Fenster oder Mauern ...

    Ich fühle mich so verurteilt von Deinen Worten,
    Ich fühle mich so abgewertet und weggeschickt,
    Bevor ich gehe, muss ich noch wissen,
    Hast Du das wirklich so gemeint?

    Bevor ich meine Selbstverteidigung errichte,
    Bevor ich aus Verletzung und Angst heraus spreche,
    Bevor ich diese Mauer aus Worten baue,
    Sage mir, habe ich richtig gehört?

    Worte sind Fenster oder sie sind Mauern,
    Sie verurteilen uns oder sprechen uns frei.
    Wenn ich spreche und wenn ich zuhöre,
    Licht der Liebe, scheine durch mich hindurch.

    Es gibt Dinge, die ich sagen muss,
    Dinge, die mir so viel bedeuten.
    Wenn sie durch meine Worte nicht klar werden,
    Hilfst Du mir, mich freizusprechen?

    Wenn es so schien, als würde ich Dich niedermachen,
    Wenn Du den Eindruck hattest, Du wärst mir egal,
    Versuch´ doch bitte, durch meine Worte hindurch zu hören,
    Bis zu den Gefühlen, die wir gemeinsam haben.

    (von Ruth Bebermeyer)

  7. Die Einladung...

    Es interessiert mich nicht, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst. Ich möchte wissen, wonach du innerlich schreist und ob du zu träumen wagst, der Sehnsucht Deines Herzens zu begegnen.

    Es interessiert mich nicht, wie alt du bist. Ich will wissen, ob du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, um deiner Liebe willen, um deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins.

    Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu deinem Mond stehen. Ich will wissen, ob du den tiefsten Punkt deines eigenen Leides berührt hast, ob du geöffnet worden bist von all dem Verrat, oder ob du zusammengezogen und verschlossen bist aus Angst vor weiterer Qual.

    Es interessiert mich nicht, wie viele Siege du errungen hast. Ich will wissen ob du mit dem Schmerz dasitzen kannst, ohne zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu überspielen.

    Es interessiert mich nicht wie viele Diplome und Titel du erworben hast.
    Ich will wissen ob du die Prüfungen, die dir das Leben auferlegt hat, bestanden hast oder ob du versucht hast, dich vor der Verantwortung zu drücken.

    Es interessiert mich nicht welche Position du in der Gesellschaft bekleidest und wie viel Geld du verdienst. Ich will wissen ob du tanzen kannst und dich von den Fingerspitzen bis zu den Zehen freuen kannst.

    Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die du mir erzählst, wahr ist. Ich will wissen, ob du jemanden enttäuschen kannst, um dir selbst die Treue zu halten.

    Es interessiert mich nicht, wen du alles kennst und wie viele Freunde du hast. Ich will wissen, ob du vertrauensvoll sein kannst und von daher vertrauenswürdig.

    Es interessiert mich nicht, was und wie viel du jeden Tag für deine Schönheit tust. Ich will wissen, ob du die Schönheit sehen kannst, auch, wenn es nicht jeden Tag schön ist.

    Es interessiert mich auch nicht, wer du bist und wie du hergekommen bist. Ich will wissen, ob du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.

    Es interessiert mich auch nicht, wo oder was oder mit wem du gelernt hast. Ich will wissen, was dich von innen hält, wenn sonst alles weg fällt.

    Es interessiert mich auch nicht, auf welche Partys du gehst und was du alles unternimmst um dein Leben spannend zu gestalten. Ich will wissen, ob du allein sein kannst und in den leeren Momenten wirklich gern mit dir zusammen bist.

    Und ich will wissen, ob du mit dir Freundschaft geschlossen hast und du mit deinem Scheitern leben kannst und trotzdem am Rand des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Mondes rufst: …. „Ja!“

    von Oriah Mountain Dreamer

  8. Wie ich dir begegnen möchte...

    Ich will....
    ... dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten,
    ... dir zuhören, ohne über dich zu urteilen,
    ... dir meine Meinung sagen, ohne dir Ratschläge zu erteilen,
    ... dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen,
    ... dich einladen, ohne Forderungen an dich zu stellen,
    ... dich informieren, ohne dich zu belehren,
    ... dich lieben, ohne dich einzuengen,
    ... dich unterstützen, ohne für dich zu entscheiden,
    ... dich sehen, ohne mich in dir zu sehen,
    ... dich halten, ohne dich festzuhalten,
    ... dir Mut machen, ohne dich zu bedrängen,
    ... dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen,
    ... dir meine Gefühle mitteilen, ohne dich dafür verantwortlich zu machen,
    ... mich dir nähern, doch nicht als Eindringling
    ... mich von dir verabschieden, ohne Wesentliches versäumt zu haben
    ... die Sehnsucht und das Verlangen nach dir weiter in mir ruht
    ... mich um dich kümmern, ohne dich verändern zu wollen,
    ... mich an dir (er)freuen - so wie du bist!

    Ich will, dass du weißt ... dass du heute auf mich zählen kannst....
    Bedingungslos.

  9. Beobachte !

    Es gibt wenige Dinge, die so wichtig, so spirituell sind wie Beobachten.“
    (Frederik Buechner)

    Ich kann damit umgehen, wenn du mir sagst,
    was ich tue oder nicht tue.
    Und ich kann damit umgehen, wenn du interpretierst.
    Aber bitte vermische beides nicht miteinander.

    Wenn du ein Problem durcheinanderbringen willst,
    kann ich dir sagen, wie das geht:
    vermische das, was ich tue,
    mit deiner Reaktion darauf.

    Sag‘ mir, dass du frustriert bist,
    wenn du die ungemachte Hausarbeit siehst.
    Aber mich „unverantwortlich“ schimpfen
    motiviert mich überhaupt nicht.

    Und sag‘ mir, dass du dich verletzt fühlst,
    wenn ich „nein“ sage zu deinen Annäherungsversuchen.
    Aber mich einen frigiden Mann zu schimpfen
    erhöht deine Chancen bei mir nicht gerade.

    Ja, ich kann damit umgehen, wenn du mir sagst,
    was ich tue oder nicht tue.
    Und ich kann damit umgehen, wenn du interpretierst.
    Aber bitte vermische beides nicht miteinander.

    (Marshall B. Rosenberg)

  10. Ein paar Gedanken über Vertrauen

    „Das Vertrauen ist die Oase des Herzens, welche die Karawane deiner Gedanken nie erreichen kann“ (Khalil Gibran)

    Wir haben gelernt, uns von Gedanken und Überzeugungen im Leben lenken zu lassen, die seit Generationen weitergegeben werden. Die meisten dieser Gedanken beruhen auf Angst, trennendem Denken, Verurteilung von uns selbst und des Anderen und einer Verurteilung des Lebens wie „Das Leben ist hart, ungerecht, schwer. Im Leben bekommst du nichts geschenkt. Das Leben ist unsicher.“

    Solange wir solche Gedanken nicht in Frage stellen, nach innen gehen und über unser Herz und unseren Körper erspüren, dass wir erst mit solchen verzerrten Gedanken Leid, Schwere, Stress, Konflikte, Krankheiten und Mangel erzeugen, drehen wir uns im Kreis. In schweren Zeiten kommt irgendwann die Stunde, wo du das Gefühl hast: „Ich kann nicht mehr.“

    Das ist die Stunde des Vertrauens, die Stunde des Herzens. Trau dich in dieser Stunde zu sagen: „Ich gebe den Kampf, das Durchhalten, Aushalten auf. Ich gebe es auf, so zu tun als sei alles in Ordnung. Ich gebe es auf, es Anderen Recht zu machen. Ich gebe es auf, meine Ängste und das Kind in mir zu ignorieren. – Ich bin bereit, mich führen zu lassen und öffne mein Herz für die Liebe zum und für das Vertrauen in Führung des Lebens.“ Das Leben meint es nur gut mit dir, auch wenn du es bisher vielleicht nicht glaubst.

  11. Der alte Mann und sein Pferd

     Es gab einmal in einem Dorf einen alten Mann, der sehr arm war, aber trotzdem von Königen beneidet wurde, denn er besaß ein schönes Pferd. Ein Pferd von solcher Qualität war noch nie gesehen worden, solche Schönheit, solcher Stolz, solche Stärke! Könige bewarben sich um das Pferd und boten fabelhafte Preise, aber der alte Mann kannte nur eine Antwort: "Dieses Pferd ist für mich kein Pferd, sondern ein Freund, es ist kein Besitz. Soll ich einen Freund verkaufen? Nein, das kommt nicht in Frage."

    Der Mann war arm und hatte allen Grund, der Versuchung zu erliegen, aber er verkaufte das Pferd nie.

    Eines Morgens entdeckte er plötzlich, dass das Pferd nicht mehr im Stall war. Das ganze Dorf versammelte sich und alle sagten:
    "Das hast du nun davon, du alter Narr! Wir haben es vorher gewusst, eines Tages musste das Pferd ja gestohlen werden! Denn wie hättest du bei deiner Armut einen solchen Schatz richtig behüten können? Du hättest besser daran getan, das Pferd zu verkaufen. Du hättest astronomische Summen dafür verlangen können, jeden Phantasiepreis! Jetzt ist das Pferd weg. Jetzt siehst du, was für ein Fluch, was für ein Unglück es für dich war."

    Der alte Mann sagte:
    "Ihr müsst nicht übertreiben! Sagen wir einfach: Das Pferd ist nicht im Stall. Das ist die einzige Tatsache, alles andere ist Interpretation. Ob es nun ein Unglück ist oder nicht, wie wollt ihr das wissen? Wie könnt ihr das beurteilen?"

    Die Leute sagten:
    "Uns kannst du nichts vormachen. Wir mögen zwar keine großen Philosophen sein, aber hier braucht man auch keine Philosophie. Es ist eine klare Tatsache, dass ein Schatz verloren gegangen ist, und das ist ein Unglück."

    Der alte Mann erwiderte:
    "Ich bleibe dabei: Die einzige Tatsache ist, dass der Stall leer ist und das Pferd fort ist. Darüber hinaus weiß ich nicht, ob Unglück oder Segen, denn so ein Urteil ist begrenzt und niemand weiß, was noch kommt. "

    Er wurde ausgelacht. Die Leute hielten den alten Mann für verrückt, Sie hatten es schon immer gewusst, dass er nicht richtig im Kopf war, sonst hätte er ja sein Pferd verkauft und in Saus und Braus gelebt... Stattdessen fristete er sein Leben als Holzfäller. Obwohl er sehr alt war, fällte er immer noch Bäume, brachte das Holz aus dem Wald und verkaufte es. Er lebte jetzt von der Hand in den Mund, hatte nur das Nötigste und nie wirklich genug. Aber jetzt war ihnen das endgültig klar, dass er verrückt war.

    Nach vierzehn Tagen kam plötzlich eines Nachts das Pferd zurück. Es war nicht gestohlen worden, es war nur in die Wildnis gelaufen. Es kam nicht nur zurück, sondern es brachte auch noch zwölf andere Wildpferde mit.
    Und wieder kamen die Leute zusammen und sagten:
    "Alter, du hast Recht gehabt, wir haben uns geirrt. Es war kein Unglück, sondern ein Segen. Es tut uns leid, dass wir dir Vorwürfe gemacht haben."

    Und der alte Mann sagte:
    "Ihr geht schon wieder zu weit. Könnt ihr nicht einfach sagen, dass das Pferd zurück ist und dass es zwölf andere Pferde mitgebracht hat? Warum urteilt ihr? Wer will wissen, ob es ein Segen ist oder nicht? Es ist nur ein Bruchstück, und wenn man den ganzen Zusammenhang nicht kennt, wie kann man dann urteilen? Wie könnt ihr über ein Buch urteilen, wenn ihr nur eine Seite gelesen habt? Wie könnt ihr über eine ganze Seite urteilen, wenn ihr nur einen Satz gelesen habt? Wie könnt ihr über einen Satz urteilen, wenn ihr nur ein Wort davon gelesen habt? Und was ihr in der Hand haltet, ist weniger als ein Wort - das Leben ist so unendlich! Ihr habt nur das Bruchstück eines Wortes in der Hand und habt über die ganze Welt geurteilt. Sagt also nicht, dass dies ein Segen ist, denn wer weiß.... Und ich bin völlig damit zufrieden, dass ich es nicht weiß. Lasst mich also bitte in Ruhe."

    Dieses Mal hielten die Leute den Mund. Vielleicht hatte der alte Mann ja wieder Recht. Also sagten sie nichts, aber im Stillen wussten sie natürlich, dass er sich irrte.
    Zwölf herrliche Pferde waren mit dem einen Pferd zurückgekommen! Wenn sie ein bisschen eingeritten wurden, könnten sie bald alle verkauft werden und massenhaft Geld einbringen.

    Der alte Mann hatte einen jungen Sohn, es war sein einziger. Dieser Sohn begann nun die Wildpferde zu zähmen. Eine Woche später stürzte er von einem der Pferde und brach sich beide Beine. Wieder kamen die Leute zusammen. Und die Leute sind überall die "Leute" und überall sind sie wie ihr. Und wieder urteilten sie sofort. Wie schnell so ein Urteil feststeht! Sie sagten:

    "Du hattest Recht. Was du geahnt hast, hat sich wieder einmal bestätigt. Es war kein Segen, es war doch ein Unglück. Dein einziger Sohn hat seine Beine verloren! Wer soll jetzt die Stütze deiner alten Tage sein? Jetzt bist du ärmer denn je."

    Der alte Mann sagte:
    "Könnt ihr denn nicht ein Mal aufhören mit eurem Urteil? Ihr geht schon wieder zu weit...sagt einfach, dass mein Sohn seine Beine gebrochen hat. Keiner weiß, ob das nun ein Glück oder ein Unglück ist. Keiner! Es ist wieder nur ein Bruchstück, und wir bekommen nie mehr als ein Bruchstück zu sehen. Das Leben zeigt sich nur in Fragmenten, aber unsere Urteile fällen wir immer über das Ganze."

    Ein paar Wochen später geschah es, dass ein Krieg mit dem Nachbarland ausbrach, und alle jungen Männer wurden zur Armee eingezogen. Nur der Sohn des alten Mannes blieb zurück, weil er ein Krüppel war. Die Leute kamen zusammen, weinend und klagend, denn aus jedem Haus wurden die jungen Männer mit Gewalt abgeholt. Und es bestand keine Aussicht, dass sie je wieder kämen, denn das Land mit dem Krieg geführt wurde, war ein sehr großes Land, und die Schlacht war von vorneherein verloren. Also würden sie nicht zurückkommen... Das ganze Dorf weinte und klagte und sie kamen zu dem alten Mann und sagten:

    "Wie Recht du hattest Alter! Weiß Gott, wie Recht du hattest, es war ein Segen: Dein Sohn mag zwar ein Krüppel sein, aber wenigstens bleibt er bei dir. Unsere Söhne werden wir nie wieder sehn. Er wenigstens lebt und ist bei dir, und nach und nach wird er schon wieder das Laufen lernen. Vielleicht wird er noch ein bisschen humpeln, aber er wird wieder in Ordnung kommen."

    Der alte Mann wehrte ab:
    "Es ist einfach unmöglich, mit euch Leuten zu reden. Ihr könnt es einfach nicht lassen - ewig diese Urteile. Niemand weiß etwas! Sagt doch nur, dass eure Söhne in die Armee geholt worden sind und mein Sohn nicht. Aber ob das nun ein Segen ist, oder ein Unglück, das weiß niemand. Kein Mensch wird das je wissen. Nur Gott allein weiß es."